Michael Morgner

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Michael Morgner: Schreitender (Theaterplatz, Chemnitz)
Michael Morgner: Auferstehender und Fallender, 2003 (Kiliansplatz, Würzburg)
Michael Morgner

Michael Morgner (* 6. April 1942[1] in Chemnitz) ist ein deutscher freischaffender Künstler.

Michael Morgner wuchs auf in Einsiedel bei Chemnitz.[2] Er studierte nach dem Abitur im Jahr 1960 von 1961 bis 1966 an der Hochschule für Grafik und Buchkunst in Leipzig. 1967 heiratete er Dörte Block. 1970 wurde die Tochter Friederike geboren. 1972 beschäftigte sich Morgner mit der Antike und ging zu stilisierten Körperformen in der Figurenzeichnung über, schuf Artisten- und Gruppenbilder. Es entstand die Grafikmappe Ovid-Metamorphosen. 1973 war Morgner an der Gründung der Galerie Oben in Karl-Marx-Stadt beteiligt und arbeitete in deren künstlerischem Beirat mit. 1974 lernte er Gunar Barthel kennen, der von 1979 bis 1987 die „Galerie oben“ leitete. In demselben Jahr zog er nach Chemnitz-Einsiedel um und reiste mit einer Künstlerdelegation nach Irkutsk. 1974 wurde der Sohn Maximilian geboren. Morgner reiste nach Leningrad und besuchte dort die Eremitage. 1975 nahm er an den Pleinairs in Ahrenshoop und auf Hiddensee teil. Es entstand ein 8-mm-Kamerafilm zusammen mit Thomas Ranft und dem Fotografen Ralf-Rainer Wasse.

1976 nahm er an einem Pleinair auf der Ostrauer Scheibe in Bad Schandau, Ortsteil Ostrau, teil und reiste nach Krakau. Morgner begann die Arbeit am Außenwandbild Gießprozeß – der arbeitende Mensch in unserer Gesellschaft für die Rudolf-Harlaß-Gießerei in Wittgensdorf, das er 1980 fertigstellte.

1977 gründete er zusammen mit Carlfriedrich Claus, Thomas Ranft, Dagmar Ranft-Schinke und Gregor-Thorsten Schade nach Ranfts Idee die Künstlergruppe und Produzentengalerie Clara Mosch (1977–1982) in Adelsberg, einem Stadtteil von Karl-Marx-Stadt. Morgner wendete sich stärker Druckgrafik und Zeichnung zu, es entstanden die ersten abstrakten Zeichnungen und die ersten Lavagen. Die Land-Art-Aktion Leussow-Recycling beim Pleinair in Leussow wurde fotografisch von Wasse dokumentiert. Ein Koffer mit Graphik und Objekten wurde in einer Auflage von 15 Exemplaren herausgegeben, weiterhin entstand ein 8-mm-Kamerafilm zusammen mit Ranft und Wasse.

1979 nahm er an einem Pleinair in Gager auf Rügen teil. Seine Aktion Ein Kreuz legen fand auf den Feuersteinfeldern bei Mukran statt. 1980 kreierte Morgner das Environment Die Nacht im Staatstheater Dresden zu einem Theaterstück von Fugard. Im selben Jahr reiste er nach Krakau und besuchte die Goya-Ausstellung in Hamburg. Er lernte Carl Vogel, den Rektor der Kunsthochschule Hamburg kennen, der zu einem seiner wichtigsten Sammler und Förderer wurde. 1981 entstanden die ersten seriellen Bilder (Schreitender) für die Ausstellung im Leonhardi-Museum Dresden. Beim Pleinair in Gallentin fand die Aktion (und erste Videoperformance) M. überschreitet den See bei Gallenthin statt. Es entstanden die Grafikmappen Sterbezimmer und Près du Golgotha. 1982 reiste Morgner nach Georgien und Armenien. Er arbeitete für das evangelische Bonhoeffer-Gemeindezentrum Karl-Marx-Stadt. Die Emailleeingangstür und seine Beiträge zur Innengestaltung wurden 1984 fertiggestellt.

1983 fand beim Pleinair in Gager die Aktion Grenzsituation, beim Pleinair in Tabarz die Aktion Großes Thüringer Kreuz statt. Morgner arbeitete an großformatigen Latexbildern für das FDGB-Heim Schöneck/Vogtl. Die Grafikmappen Strand und M. überschreitet den See bei Gallenthin stellte Morgner 1983, die Mappen Jahreszeiten – Tageszeiten (1982–1984) und Ecce Homo 1984 fertig. 1984 wurde eine Krebserkrankung bei seiner Frau Dörte diagnostiziert. Morgner trat aus dem Bezirksvorstand des Verbandes Bildender Künstler aus. 1986 starb Morgners Frau in Einsiedel. Er führte den Ecce-Homo-Zyklus in den Totentanz-Zeichnungen fort und begann den Zyklus Einsiedel. Die Grafikmappe Ecce Homo erschien.

1988 erhielt Morgner den Hauptpreis für Malerei auf der Triennale Sofia. Durch die Beschäftigung mit Bonhoeffer (seit 1982) entstand die Idee zum Deutschen Requiem und Jüdischen Requiem (Zeichnungen und Bildzyklen). Morgner verweigerte die Teilnahme an der 10. Kunstausstellung der DDR und zog sich aus dem Künstlerverband zurück. Es entstand der Zyklus Tageszeiten/Jahreszeiten.

1989 heiratete Morgner Anke Roßner. Kurz darauf wurde die Tochter Charlotte geboren. Es entstanden großformatige Bilder (Mixed-Media-Technik aus Prägung, Lavage, Collage/ Decollage), die Themen der vorangegangenen Jahre zusammenfassen (Ecce Homo-Zyklus in großen Tafelbildern, Kreuzigung, Aufsteigende/Stürzende; Bildserien der Großen Schreitenden).

Der Schreitende, 2016, München

1990 bot Morgner der Bürgerrechtsvereinigung „Neues Forum“ die Figuration des Schreitenden als Signet an, die jedoch abgelehnt wird. Werner Schmidt erwarb für die Staatlichen Kunstsammlungen Dresden das Bild Großer Schreitender. Es entstanden Radierungen zum Thema Tauwetter.

1991 erhielt Morgner den Grafikpreis der Griffelkunstmitglieder in Hamburg. Er reiste für den ersten gesamtdeutschen Beitrag (zusammen mit Hartmut Neumann) zur Triennale Neu-Delhi (Komplex Auferstehung). Morgner war Gründungsmitglied der Sächsischen Akademie der Künste Dresden und der Freien Akademie der Künste zu Leipzig. 1992 erhielt er den Kunstpreis der Künstler anlässlich der Großen Kunstausstellung NRW Düsseldorf. Das Institut für Auslandsbeziehungen (ifa) Stuttgart-Berlin erwarb einen repräsentativen Querschnitt aus den wichtigsten Werkphasen Morgners (1993: erste Ausstellung in Berlin). 1993 entstanden die ersten Stahlplastiken und der sechsteilige Bildzyklus Kalvarienberg, der erstmals im Dom zu Schwerin und im Saarland-Museum ausgestellt wurde. Nachdem zuvor die großformatigen Bilder im Freien entstanden waren, wurde nun das erste Atelier in Einsiedel fertiggestellt.

1994 erschien die Radiermappe Ecce Homo mit Gedichten von Harald Gerlach. Morgner reiste in die Toskana, wo der Bilderzyklus Fresco mit den „plastischen Bildern“ entstand. 1995 stellte Morgner den Radierzyklus Reliquie Mensch und die gleichnamige Kassette fertig. Die ersten plastischen Entwürfe und die ersten Doppelkreuz-Skulpturen in Holz entstanden. Morgner reiste in die USA. 1996 entstand die erste Großplastik aus Stahl, Reliquie Mensch.[3] 1997 entstanden farbige Arbeiten auf Papier sowie erste dialogische Skulpturen (Positiv-Negativ-Prinzip von Bodenplatte und aufgerichteter Skulptur) und auch erste Entwürfe für die Frauenkirche in Dresden. 1998 reiste er nach Kopenhagen. Morgner gewann den Wettbewerb für den neuen Kemberger Altar. Da der Siegerentwurf vom örtlichen Gemeinderat abgelehnt wurde, wurde er im Diözesan-Museum Würzburg realisiert. 1999 reiste er nach Mexiko-Stadt und besichtigte die Maya-Tempelruinen der mexikanischen Halbinsel Yucatán. Die Mappen Palenque entstanden. 2000 wurde die Figur Schreitender zum ersten Mal in Stahl realisiert.

Im Jahre 2001 stellte er die große Stahlskulptur Reliquie Mensch (liegend) am Schaumainkai in Frankfurt am Main auf und schuf die Skulptur Spannung für den Platz vor dem Hauptgebäude der Envia Mitteldeutsche Energie Chemnitz. 2003 stellte Morgner die Stahlskulptur Auferstehender und Fallender auf dem neu gestalteten Kiliansplatz am Würzburger Dom auf und gewann den Wettbewerb „Kunst am (Neu-)Bau“ des SIB und der Universität Leipzig, woraufhin er eine Stahlskulptur vor dem Biotechnologischen Zentrum aufstellte. Er hatte 2003 auch eine Gastprofessur an der Sommerakademie in Salzburg. Im Jahr 2004 stellte er den grafischen Zyklus Narben fertig.

Von 2008 bis 2016 entstand das Werk Codex Morgner 14 Stationen des Seins – ein Kreuzweg des 20. Jahrhunderts. Es handelt sich um 14 Bilder im Format 3 m × 5 m, die den Sammlern Ulrike und Stefan Behrens geschenkt wurden.[4] Die Werke wurden am 15. Juli 2017 in der Villa am See, Deutsche Kunst des 20. Jahrhunderts in Premnitz erstmals öffentlich im Garten ausgestellt. Es handelt sich um eine Installation von sieben verglasten, doppelseitigen Rahmen. Jeweils zwei Werke stehen quasi im Dialog in einem Rahmen.[5][6] Nach dem Auszug des Ehepaar Behrens unter Mitnahme der Kunstwerke der Villa am See stand die Villa zum Verkauf.[7] Im Jahr 2002 wurde Morgner 60 und Sohn Mathias Michael kam zur Welt. Im Jahre 2008 gestaltete Morgner die Fenster der Josefskirche im Dresdner Stadtteil Pieschen.

Michael Morgner ist Mitglied der Freien Akademie der Künste zu Leipzig und im Deutschen Künstlerbund.[8] Er lebt bis heute im Chemnitzer Ortsteil Einsiedel.

  • Michael Morgner. Zeichnungen. Ausstellungskatalog. Sprengel Museum Hannover. Mit Texten von Karin Ochard und Ursula Panhans-Bühler. Snoeck Verlag, Köln 2012, ISBN 978-3-86442-018-4.
  • Kurzbiografie zu: Morgner, Michael. In: Wer war wer in der DDR? 5. Ausgabe. Band 2. Ch. Links, Berlin 2010, ISBN 978-3-86153-561-4.
  • Galerie Gunar Barthel, Galerie Beethovenstraße, Galerie Frank Hänel, Galerie Oben und Städtische Kunstsammlungen Chemnitz (Hrsg.): Michael Morgner: Werkübersicht 1972–1991. Berlin 1992, DNB 920903835.
  • Ernst-Gerhard Güse (Hrsg.): Michael Morgner: Deutsches Requiem: Saarland Museum Saarbrücken, 3. Oktober – 21. November 1993. Hatje, Stuttgart 1993, ISBN 3-7757-0468-X.
  • Lindenau-Museum Altenburg (Hrsg.): Michael Morgner: Texte und Fotodokumentationen. Band I und II. Altenburg 2012, ISBN 978-3-86104-089-7.
  • Stiftung Schmidt-Rottluff Kunstpreis (Hrsg.): Schmidt-Rottluff Kunstpreis 2018: Michael Morgner. Verlag Kraussreinhardt, Chemnitz 2018, ISBN 978-3-9810040-8-3.
  • Thomas Weckerle (Hrsg.): Michael Morgner – Werkverzeichnis: Gemälde und Plastiken. Hatje Cantz Verlag, Berlin 2022, ISBN 978-3-7757-4839-1.
Commons: Michael Morgner – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Ulrich Hammerschmidt: Das Licht ist schwarz. (Memento vom 27. Juni 2012 im Internet Archive) In: Freie Presse. 5. April 2012, S. A1 (Anmerkung: der zweite Teil des FP-Beitrags, der das Geburtsdatum enthält, ist im Memento nicht enthalten, aber in anderen Archiven).
  2. Michael Morgner: Lebenslinien. In: Kunstsammlungen Chemnitz. Abgerufen am 30. Oktober 2022.
  3. Reliquie Mensch. In: Skulpturen und Plastiken in der Chemnitzer Innenstadt. Stadtbibliothek Chemnitz. 4. November 2009, abgerufen am 17. Oktober 2022 (mit Foto und Literatur).
  4. Codex Morgner (2008–2016). 14 Stationen des Seins – ein Kreuzweg des 20. Jahrhunderts. (Memento vom 29. August 2018 im Internet Archive) In: Villa am See. Deutsche Kunst des 20. Jahrhunderts. Kunsthaus Premnitz.
  5. Christin Schmidt: Premnitz. Michael Morgner in der Villa am See. (Memento vom 5. Oktober 2018 im Internet Archive) In: Märkische Allgemeine. 7. Juli 2017 (zur Ausstellungseröffnung).
  6. Astrid Kloock (Text) und Wolf Spillner (Fotos): Kulturbotschafter. In: nd-aktuell.de, 23. Juli 2016, abgerufen am 17. Oktober 2022 (zu Stefan Behrens’ Kulturzentrum).
  7. Die Kunstsammler Ulrike und Stefan Behrens verlassen Premnitz. Keine Kunsthalle in Premnitz – jetzt gehen rund 3000 Kunstwerke nach La Gomera. In: maz-online.de, 19. April 2020, abgerufen am 18. Oktober 2022 (Umzug des Ehepaars Behrens; Artikelanfang frei abrufbar).
  8. Mitglieder „M“ / Michael Morgner. In: kuenstlerbund.de, abgerufen am 20. Januar 2018.
  9. gogol medien GmbH & Co KG: Schmidt-Rottluff Kunstpreis. Abgerufen am 16. August 2022.
  10. Unter der Haut. Morgner zeichnet Rodin. In: Lindenau-Museum Altenburg. 2022, abgerufen am 30. Oktober 2022.